65. Produktion der TGJ
gespielt am Theaterfestival in Thusis 2010
Die Romane des Krimi-Autors Henning Mankell verdanken ihre Qualität dem besonderen Blick, den seine Figuren auf die Welt werfen. Es ist der Blick von Menschen am Rand, solchen, die nicht im Strom der Geschäftigkeit mit schwimmen, weitertreiben, fortkommen. In Mankells Theaterstück wird diese Perspektive auf dramatische Weise zugespitzt. Zwei auf der Flucht, ein Mann und seine Tochter, warten auf engstem Raum, einem Versteck, einer Durchgangsstation irgendwo in trügerischer Sicherheit auf Unbekannte. Die sollen gefälschte Papiere und damit eine neue Identität bringen. Wir erfahren nicht, woher sie stammen – sie selbst haben beschlossen, ihre Herkunft niemandem zu offenbaren – und wissen nicht, wohin sie gehen. Das ganze soziale Drama der Entwurzelung spiegelt sich im empfindlichen Verhältnis von Vater und Tochter, im rasenden Schwinden von Vertrauen, aber auch im letzten Versuch der Tochter, verkrustete Strukturen von Macht und Gehorsam aufzuweichen, um zu überleben.